Wir verlassen Nyankalengija Richtung Süden. Die Etappe heute ist nicht allzulange. Schon nach 80 Km erreichen wir den Queen Elizabeth Nationalpark. Die Hauptverbindungsstraße in West-Uganda führt mitten durch den Park. So können wir zum ersten Mal in Afrika mit dem Motorrad durch einen Park fahren, in dem es Löwen und Elefanten gibt. Und tatsächlich, schon nach einigen Kilometern treffen wir auf einen Elefantenbullen der unweit der Straße vor sich hinfrisst.
Die Durchfahrt ist ca. 30 km lang. Kurz hinter dem Park windet sich die Straße auf eine Anhöhe hinauf. Dort finden wir die "Kingfisher-Lodge". Eine noble Herberge mit fantastischem Ausblick über den Park. Die Zimmer wieder mal unbezahlbar aber Camping ist günstig. Also stellen wir hier unser Zelt auf und springen in den Pool, ebenfalls mit tollem Ausblick.
Früh morgens stehen wir auf. Heute wollen wir in die Kayambura Gorge, eine Urwaldschlucht in der es Chimpanzen gibt. Es sind nur wenige Kilometer von der Lodge zur Schlucht. Wir drücken die obligatorsche Kohle ab; Eintritt, Guiding und Motorcycle-Fee. Dann packen wir noch eine Rangerin auf das Motorrad und fahren zu dritt zum Eingang der Schlucht. In die Schlucht steigt man von oben hinein und schon nach wenigen Metern ist man mitten im Dschungel. Ein dichtes Gewirr von Palmen und Schlingpflanzen umgibt uns. Wenn jetzt Tarzan oder ein T-Rex um die Ecke käme, würde mich das nicht wundern. Durch die Schlucht windet sich ein richtiger Urwaldfluß. Braun und schnell fließend mit Hippos und Krokodilen. Mit unserer Rangerin laufen wir 4 Stunden durch das Dickicht ohne einen Chimpanzen zu sehen. Tja, das war schade. Aber das Wildlife richtet sich leider nicht immer nach den Bedürfnissen der Touristen.
Ein weiteres "Muß" im Queen Elizabeth Park ist die Fahrt auf dem Kazinga Channel der den Lake Edward mit dem Lake Georg verbindet. Hier gibt es vor allem unzählige Flusspferde.
Spannend für uns ist allerdings, daß wir gut 20 Km über eine Piste durch den Park fahren müssen um zur Bootsanlegestelle zu kommen. Das ist ja schön und gut mit den Löwen und Elefanten. Aber irgendwie lieber vom Auto aus als vom Motorrad. Jammern hilft aber jetzt auch nicht, ist ja schließlich eine Abenteuerreise!
Wir sitzen zu zweit auf dem Motorrad. Martina ist ausnahmsweise mal Beifahrer. Wir bekommen tatsächlich einige Tierchen zu Gesicht. Paviane, Warzenschweine und keine 10 Meter neben der Piste ein Elefantenbulle. Ich bleibe einfach mal am Gas. Will ja niemanden provozieren und bin froh als wir beim Boot ankommen.
Später erfahren wir, das die lokale Bevölkerung, die mit dem Fahrrad im Park unterwegs ist, eine Schnur hinter sich herzieht. Grund ist, daß ein Löwe immer von hinten angreift. Sieht er allerdings die Schnur, denkt er, es ist eine Schlange und verzichtet auf den Angriff.
Gut das Martina hinten sitzt, also muß ICH mir keine Sorgen machen.
Die Bootsfahrt ist ganz nett. Wir sehen wirklich viele Hippos, einige Kroks und Elefanten am Ufer. Interessant ist noch ein Fischerdorf an der Mündung zum Lake Edward. Die Fischer haben eine extrem hohe Totesrate. In einem Jahr wurden mal 8 Einwohner von Löwen getötet. Und jährlich sterben einige auf dem Wasser, weil sie von Hippos oder Krododilen angegriffen wurden. Da denke ich mir, in Pfirschbach wohnt es sich so schlecht nicht!
Es ist morgen und unser Zelt ist wieder eingepackt. Jetzt fahren wir nach Kabale. Die Straße windet sich durch das Bergland Ugandas. Von den ca. 250 Kilometern sind 60 nicht asphaltiert aber fahrtechnisch völlig problemlos.
Kabale ist eines der Ausgangspunkte um die Berggorillas in Uganda zu besuchen. Die Gorillas sind schon lange ein Thema unter Afrika-Reisenden. Vor allem der Preis führt zu Diskussionen. Die Gorillatour kostet pro Person 500 Dollar. Und das ist schon happig. Dann heißt es, daß man schon Monate im voraus buchen soll, weil pro Gorillagruppe nur 8 Personen zugelassen sind. Für uns war klar, daß wir die Gorillatour machen, allerdings vorbuchen war unmöglich. Es war einfach nicht abzuschätzen, wann genau wir vor Ort sind. Verpasst man den Tag, verfallen die Tickets.
So suchen wir eine Agentur auf, um uns nach den Tickets zu erkunden. Und sind erstaunt, daß das überhaupt kein Problem ist. Für morgen wären noch Tickets zu haben und für den Tag darauf auch. Und das zur Hauptsaison!
Wir legen also einen Haufen Scheine auf den Tisch und finden uns am nächsten Morgen im Pajero-Allrad wieder, auf dem Weg zu den weltberühmten Berggorillas im Bwindi-Nationalpark.
Im Park werden wir von den Rangern empfangen. Es sind noch 6 weitere Touristen da. Zu unserem Erstaunen werden wir aber aufgeteilt. Die 6 Touris in die eine Gruppe und Martina und ich zu einer anderen Gorilla-Gruppe.
Weil die Jungs wissen, daß wirklich viel Geld bezahlt wurde, wird auch viel Aufwand betrieben, damit wir die Gorillas auch zu sehen bekommen. Ganz früh am Morgen werden die "Tracker" losgeschickt, die die Spur vom Vortag aufnehmen und die Gorillas aufspüren. Über Funk sind sie dann mit unseren beiden Rangern verbunden und geben durch, welchen Weg wir gehen müssen.
Als wir losgehen besteht noch kein Funkkontakt und wir laufen erstmal auf einem leichtem Pfad in den Park. Nach ca. 1 Stunde der erste Durchruf. Die Gorillas sind auf der anderen Seite des Berges. Da gibt es allerdings keinen Weg hin. Wir müssen quer durchs Gestrüpp. Man bittet uns, wieder langärmliche Sachen anzuziehen, weil die Pflanzen stechen und zum Teil giftig sind. Also wieder rein ins Fließ obwohl es schwülwarm ist und wir vom laufen schwitzen.
Teilweise gehen wir auf Elefantenpfaden aber meist muß ein Ranger den Weg mit seinem Messer freischlagen. Wir mühen uns einen Berghang hinauf und haben dann auch Rufkontakt mit den Trackern. Kurz später treffen wir auf die Tracker. Immerhin 3 Stück. Also insgesamt 5 Ranger für 2 Touristen. Die Tracker zeigen auf einen Baumwipfel über uns. Tatsächlich, da regt sich was. Wir können 2 Gorillas entdecken. Auf einem anderem Baum sitzt der mächtige Silberrücken und ich wundere mich nur, daß der Ast nicht abkracht, auf dem er sitzt.
Kurze Zeit später kommen sie von den Bäumen. Man hat uns eingeschärft, daß wir dem Silberrücken nicht direkt in die Augen sehen sollen, um ihn nicht zu provozieren. Ich habe aber eher daß Gefühl, daß er Angst hat, uns in die Augen zu sehen. Ein richtig scheuer Bursche. Die Gorillas, insgesamt 7 Stück, setzen sich in Bewegung auf der Suche nach Futter. Nach 20 Minuten finden Sie endlich einen Platz wo sie bleiben um Ameisen vom Baum zu pflücken und wir können die Gruppe bei Ihrem "Familienleben" beobachten.
Insgesamt ist der Aufenthalt nur für eine Stunde erlaubt. Die geht leider viel zu schnell rum, wir sind aber froh, so auf "Tuchfühlung" mit diesen sehr menschenähnlichen Tieren gekommen zu sein.
Wir sitzen wieder in unserem Jeep und verlassen den Bwindi-Nationalpark. Jetzt erst fällt mir auf, wie dichtbesiedelt die Gegend hier ist. Von allen Seiten ist der Park umzingelt von Plantagen. Der Park hat eine Größe von gut 700 Quadratkilometern. Das sind gerade mal 25 x 30 km. Das muß reichen für gut 400 verbliebene Gorillas. Der Bevölkerungsdruck ist hier enorm. Und mir wird klar, wenn es keine Touristen mehr gibt, die die Gorillas sehen wollen, wird auch der Bwindi-Park verschwinden und mit ihm auch die Berggorillas.
Etwas weiter südlich befinden sich die Virunga-Vulkane. Dort gibt es weitere 400 Gorillas und die Situation ist ähnlich. Vor 20 Jahren noch waren die Parks verbunden. Aber inzwischen ist die Verbindung zu Farmland geworden. Selten wurde uns so sichtbar vor Augen geführt, wie prekär es um eine Tierart stehen kann.
Für uns wird es Zeit, das überraschend schöne Uganda zu verlassen. Aus der Ferne konnten wir schon die Virunga-Vulkane im 3-Ländereck Uganda, Ruanda, Kongo sehen. Und genau da wollen wir hin.
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