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Uganda – Richtung Ruwenzori

Posted by on 5. Februar 2013

[vorheriger Artikel]

Es gibt für uns hauptsächlich einen Grund, nach Uganda zu fahren. Das sind die Berggorillas im äußersten Südwesten des Landes. So ist auch unser Plan, den schnellsten Weg dorthin zu nehmen.
Wieder einmal ist der Regen unser Begleiter. Schlimmer ist aber der Verkehr. Auf den ersten Kilometern hinter der Grenze lief es noch ganz ruhig aber je näher wir Kampala (der Hauptstadt Ugandas) kommen, desto heftiger wird es. Wir werden gnadenlos von hinten geschnitten. Beim Gegenverkehr wird überholt, obwohl wir entgegenkommen. Mehrmals müssen wir abrupt die Straße verlassen, damit wir keinen Frontalzusammenstoß haben. Vor allem die Busse fahren ohne Rücksicht auf Verluste. In Jinja suchen wir uns entnervt eine Unterkunft. Es regnet wieder einmal und unsere Laune ist nicht besonders, vor allem wegen dem Verkehr.
Zum Glück ist unsere Gastgeberin sehr freundlich und bemüht, damit wir es in Ihrem Haus gut haben. Wir sprechen das Verkehrsproblem an. Ihr Bruder meint, daß die einfach unsere Motorräder nicht gewöhnt sind. Hier fahren nur Mopeds rum und die fahren maximal 60. Und Zweiräder müssen grundsätzlich ausweichen, wenn ein Auto oder größeres kommt. Das lassen wir uns durch den Kopf gehen.
Die Lösung ist also, wir dürfen nicht schneller fahren als die Mopeds (oder in Landessprache Boda Bodas) und uns auch entsprechend wie diese verhalten.

Guesthouse in Jinja

Am morgen fahren wir wieder los. Wir überqueren die “offizielle” Quelle des Nils kurz hinter Jinja. Der Nil speist sich aus dem Viktoria-See der wiederum unzählige Zuflüsse hat. Er hat hier schon “Rheinbreite” und beginnt seinen langen Weg von Uganda ins ägyptische Delta zum Mittelmeer. Jetzt noch 80 km nach Kampala und wir erwarten, daß der Verkehr noch schlimmer wird. Jetzt klemmen wir uns einfach hinter ein Boda Boda. Das ist schon besser. Wir tuckern noch mit 50 max. 60 Km/h, die Autos überholen uns zügig, statt uns am Heck zu kleben und bei der Geschwindigkeit können wir auch dem Gegenverkehr relativ locker ausweichen. Trotzdem, man darf keine Sekunde unaufmerksam sein. In Kampala führt uns unser Navi direkt in die Stadtmitte. Der Verkehr wird immer chaotischer. Autos überall und aus jeder Richtung. Mein Navi zeigt jetzt auch noch Straßen an, die es nicht gibt und will uns in falscher Richtung in Einbahnstraßen schicken. Kurzum, es ist komplett überfordert und wir somit auch. Wir stehen mitten im Verkehrsgewühl, die Autos und Kleinbusse kämpfen sich zentimeterweise vorwärts und irgendwann geht gar nichts mehr. Wir sind regelrecht eingeklemmt. Dann setzt auch noch ein Bus langsam zuück und drückt Martinas Motorrad am Koffer zur Seite. Martina schreit auf, ein Passant schreit auf, der nächste Passant schreit auf bis die Nachricht überraschend schnell beim Fahrer ankommt, der endlich bremst. Sogar wenn man steht, wird man in Uganda umgefahren.
Ich stelle mein Navi auf Kompass um, damit wir wenigstens die Richtung wissen wo es lang geht (nach Westen). Irgendwie schaffen wir es, aus dem Chaos rauszukommen und finden uns auf der Ausfallstraße wieder.
Eigentlich wollten wir ja auf der südlichen Hauptstraße Richtung Kabale in West-Uganda fahren. Aber das ist die meistbefahrene Überlandstraße in Uganda. Da haben wir so richtig gar keine Lust drauf. Wir studieren die Karte. Etwas nördlicher führt eine Straße nach Fort Portal um dann kurz vor der Kongo-Grenze nach Süden abzuknicken und dann auf Kabele zu stoßen. Diese Straße ist zwar einige hundert Kilometer Umweg, sieht aber viel sympathischer aus. So machen wir das.

 

Kampala

Einige Kilometer hinter Kampala beruhigt sich der Verkehr merklich und wir haben jetzt die Straße fast für uns. Was ein Glück.
Die Landschaft ist grün, tropisch und sehr hügelig. Kinder winken uns wieder zu und überall liegen kleine Gehöfte, die Bananen oder Mais anbauen. Als wir für einen kurzen Stop anhalten, kommt ein kleiner Junge angelaufen und sagt freundlich “hallo” und überrascht uns mit gutem Englisch. Er gehört wohl zu den sehr einfachen Bauernhütten in der Umgebung. Dann fast er seinen Mut zusammen und rückt raus mit dem, was er eigentlich sagen will. Ob wir einen Ball hätten. Er würde so gerne Fußball spielen. Kleine Wünsche, große Träume.

Eine der unzähligen “Road Humps” aber ohne diese Dinger würden die Ugander mit 120 durchs Dorf jagen

Uganda-Kids

Balljunge

Nach einem Zwischenstop in Mubende kommen wir in Fort Portal an. Das Städchen liegt zwischen Ruwenzori Gebirge und Kibale Forest Nationalpark mit seinen Crater Lakes. Es sind noch 2 Tage bis Neujahr und wir suchen einen schönen Platz um Silvester zu feiern. Wir hören von “Stefan Kluges Tourist Farm”. Es gäbe gutes Essen und Campingmöglichkeiten. Also machen wir das. Die Farm liegt etwas abseits und ist nur über eine schmale Piste zu erreichen. Als wir ankommen ist nicht viel los. Die Zimmer sind relativ teuer (80 Euro die Nacht) aber die Zeltwiese sieht sehr gut aus. Man kann sogar Lagerfeuer machen.
Beim Abendessen lernen wir Stefan, den Betreiber der Farm, kennen. Ein überaus netter Deutscher, der schon seit zig-Jahren in Uganda lebt und über den Entwicklungsdienst hier hängengeblieben ist. Später kommt noch eine Familie aus Österreich dazu, die sich in Uganda ein Auto gemietet haben und ebenfalls zelten. Noch später und es ist schon lange dunkel, hören wir draußen Motorradgeknatter. Martin und Christian. Die kommen mit ihren 250er Yamaha-Enduros gerade aus dem Kongo. Sie sind einmal um das Ruwenzori Gebirge gefahren. Christian ist Förster, ebenfalls ehemaliger Entwicklungshelfer, der schon lange in Kampala lebt. Er verdient sein Brot damit, im Kongo Kakao und Vanille aufzukaufen und über Uganda weiterzuverkaufen. Er kennt sich bestens in der Gegend aus und sein Neffe ist aus Deutschland eingeflogen, um mit ihm diese Runde zu drehen. Für Gesprächsstoff ist also an diesem Abend gesorgt.
Für den nächsten Abend steht die Silvesterfeier an. Plötzlich sind dann sehr viele Gäste da. Stefan ist schon mittelschwer aufgeregt, weil er und seine Mitarbeiter doch einiges auf die Beine gestellt haben. Abends um 7 geht es los. Es gibt den ersten Cocktail. Ein großes Lagerfeuer wird angezündet und ein Riesenbuffet aufgefahren. Der Unkostenbeitrag liegt pro Person gerade mal bei schlappen 8 Euro.
Wir essen uns kugelrund. Stefan sitzt immer wieder alleine auf einem Stuhl und lässt seinen Blick über die zahlreichen Gäste schweifen und erfreut sich daran, daß es allen schmeckt und die Gäste sich gut amüsieren. Um Mitternacht dann noch ein Überraschung. Ein spektaktuläres Feuerwerk. Dazu, passend, von Abba der Song “Happy New Year”. Der Abend war einfach klasse! Silvester in den Tropen bei gut 25 Grad um Mitternacht. Perfekt.

Piste zur Farm

“Stefan Kluges Tourist Farm” – Vorbereitungen für die Silvesterparty

Eigentlich wollten wir uns noch die Crater Lakes in der Umgebung anschauen aber der Regen der letzten Tage hat die Pisten dorthin stark beschädigt und wir hören von anderen, daß sie die Strecke nicht fahren konnten. Gut, bis vor kurzem wußten wir nicht einmal von der Existens der Crater Lakes, also können wir das auch mal ausfallen lassen. Die ganze Zeit haben wir aber schon das Ruwenzori Gebirge vor der Nase und es reizt uns, da mal etwas tiefer einzusteigen.
Das Ruwenzori Gebirge ist für mich das “afrikanischste” aller Gebirge in Afrika. Ich hatte schon mehrfach davon gehört und wußte auch, das es irgendwo in der Mitte Afrikas liegt, irgendwo bei Uganda oder im Kongo aber wo genau, das wußte ich nicht. Jetzt sind wir tatsächlich da. Mehr oder weniger aus “Versehen”. Denn wenn wir die südliche Hauptstraße gefahren wären, hätten wir das Gebirge verpasst.
Wir wären aber nicht die Einzigen gewesen. “Ruwenzori” heißt übersetzt “Regenmacher” und es regnet hier 300 Tage im Jahr. Meist sind die Berge in Wolken gehüllt und mehrere frühe Afrikaexpeditionen sind in den Entdeckerjahren schlicht daran vorbeimarschiert.
Um das Ruwenzori-Gebirge richtig zu erkunden, sollte man eine 7-tägige Trekkingtour machen. Dann kommt man auch direkt am schneebedeckten und gut 5100 Meter hohen Mount Stanley vorbei. Die Tour wird aber als recht hart beschrieben und wir wollen uns auf eine 2 Tagestour zur ersten Berghütte beschränken.
80 km südlich von Fort Portal, zweigt ein Piste zu einem Dorf mit dem unsaussprechlichen Namen “Nyankalengija” ab. Das ist der Ausgangspunkt für Ruwenzori Touren. Wir erkundigen uns, wie das ganze funkioniert. Bei den “Rwenzoris Mounteneering Services” bekommen wir gesagt, daß eine 2 Tagetour pro Person 120 Dollar kostet. Da sind die Parkgebühren drin, ein Guide, 2 Träger und die Hüttenübernachtung. Die Verpflegung organisiert der Guide und wir zahlen, was er einkäuft.
Mit gefüllten Provianttaschen, Guide und Träger laufen wir los. Unser Ziel ist die “Nyabitata”-Hütte auf 2650 Meter Höhe. Wir marschieren durch tropisches Gelände. Folgen eine Weile einem Fluss, bevor es steiler wird. Es ist schwülwarm und wir kommen gehörig ins Schwitzen. Nach 3 Stunden erreichen wir eine Schutzhütte. Genau in diesem Moment fängt es an zu regnen. Da die Luftfeuchtigkeit jetzt 100% beträgt, trocknet der Schweiß so gut wie gar nicht mehr weg. Unsere Kleidung klebt an uns und vor allem der Rücken ist klatschnaß.
Jetzt wird es noch steiler. Durch tropischen Bergurwald kämpfen wir uns die Höhenmeter rauf. Nach ca. 6 Stunden erreichen wir dann die Hütte. Jetzt wo wir wieder stehen, wird es schlagartig eisekalt. Zum Glück haben wir Ersatzklamotten dabei. Wir ziehen die trockenen Klamotten an und fühlen uns gleich viel besser. In der Hütte befinden sich mehrere Schlafräume und wir können ein Stockbett beziehen.
Unter der Hütte sitzen die Guides und Träger zusammen und fangen an zu kochen. Für sich selber Maniokbrei, wir Touris bekommen Tee, Sandwiches, Obst und später sogar Spaghetti serviert. In der Hütte sind noch 2 Amerikaner, 2 Italiener und eine Kanadierin. Die Kanadierin ist schon 69 und besteigt gerade alle hohen afrikanischen Berge. Sie war schon auf dem Mount Kenya und dem Kilimanjaro. Den Mount Stanley macht sie aber nicht. Der ist Ihr zu schwer. Die Amerikaner haben den Berg gemacht und man sieht Ihnen an, daß die letzten Tage strapaziös waren. Der Mount Stanley ist im alpinen Sinne nicht allzu schwer, aber die Umstände, um auf ihn rauf zu kommen sind schwierig. Sumpfpassagen am Fuß des Berges, Weichschnee und Gletscher im Gipfelbereich und die Felspassagen durchweg naß und glitschig.
Die Italienier haben den 7-Tage Trek gemacht uns sehen ebenfalls so aus, als ob sie dringend eine Dusche brauchen. Wir sitzen den Abend eng zusammen am Tisch und hören uns die Berggeschichten an. Für ambitionierte Trekker und Bergsteiger ist das Ruwenzori Gebirge auf jeden Fall ein Leckerbissen.
Unsere Schlafsäcke bewähren sich in der kalten Nacht erstaunlich gut. Unsere Guides zaubern für uns wieder ein leckeres Frühstück auf den Tisch und gemütlich laufen wir wieder unseren tropischen Pfad zurück nach Nyankalengija. Immerhin konnten wir so ein wenig Bergluft schnuppern. Wir haben die berühmten Berglobelien gesehen, ein Kalabasaffe und ein Chamälion. Nach 4 Stunden erreichen wir unsere Unterkunft wieder, wo die Motorräder schon auf uns warten. Bis jetzt zeigt sich Uganda erstaunlich vielseitig und wir haben noch lange nicht alles gesehen. Wir sind gespannt, was der äußerste Südwesten Ugandas noch alles zu bieten hat.

Expeditionstruppe

 

Die ersten Höhenmeter sind geschafft

 

Eine der Nebengipfel im Ruwenzori

 

Kalabasaffe

 

Chamälion

 

Geschafft

One Response to Uganda – Richtung Ruwenzori

  1. Dani

    Hallo ihr lieben,

    Das klingt wirklich nach Abenteuer. Tolle Bilder.

    Viele Grüße,
    Dani