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Sudan

Posted by on 18. November 2012

[vorheriger Artikel]

Der Sudan gehört für Transafrikafahrer definitiv zu den komplizierten Ländern. Zuerst sei die schwierige Visabeschaffung erwähnt. Je nach politischer Stimmung, Nationalität und Konsulat, wird das Visa innerhalb weniger Stunden, erst nach einigen Wochen oder auch gar nicht erteilt. Wir mussten extra für den Sudan jeweils 2 Pässe benutzen und den Umweg über Jordanien machen um unsere “israelische Spur” zu vertuschen.
Dann sei noch die im vorherigen Kapitel beschriebene langwierige Einreise von Ägypten aus erwähnt, die manche Overlander schon mehrere Wochen gekostet hat. Und nicht zuletzt ist der Sudan noch tief islamisch geprägt mit eher skeptischer Haltung gegenüber dem Westen.

Aber jetzt haben wie diese Hürden gemeistert und sind in Wadi Halfa. Unser Hotel liegt etwas ausserhalb inmitten der staubtrockenen Wüste. Der Ort erscheint völlig unwirklich. Es scheint, als ob wir hier auf dem Mars wären. Ringsum Trockenheit, Sand und Geröll. Es gibt nur eine Straße nach Süden. In alle Richtungen nur staubtrockene Wüste und im Westen der Nasser Stausee, der den Ort mit Wasser versorgt. Wenn es ein “Ende der Welt” gibt, dann ist Wadi Halfa ein ganz heißer Kandidat.

Blick über den Nasser Stausee

 

Wadi Halfa, rechts unser Hotel

Nachdem nun auch unsere Motorräder im Sudan angekommen sind, nehmen wir zusammen mit den anderen Overlandern unsere Fahrt in den Süden auf. Harry hat ein kleines Programm, daß er abfahren möchte und wir schließen uns dem erstmal an. Tagesziel sollen die pharaonischen Tempel von Seddenga sein. Diese liegen ca. 230 km südlich am Nil. Wir lassen die Trucks vorfahren, da wir uns noch erst im Ort mit Vorräten eindecken müssen. Die Koordinaten des Treffpunktes haben wir vorher ausgetauscht.
Auf der jetzt guten Asphaltstraße geht es zügig voran. Kein Vergleich zu 1988 als es noch keinerlei Asphaltstraße zwischen Wadi Halfa und Khartoum gab. So lassen wir die Wüste auf uns wirken.
Wir fahren durch trockene Täler, ab und an ziehen Sandfelder durch die bergige Landschaft. Nach ca. 160 km trifft die Strasse wieder auf den Nil.
Wir treffen unsere Gefährten wieder und lassen uns mit einem Boot auf die andere Nilseite bringen, wo wir den Tempel besichtigen. Er ist nicht wirklich spektaktulär aber man kann prima auf eine hohe Mauer steigen von der man einen fantastischen Ausblick auf den Nil und die Wüste hat. In einigen hundert Metern Entfernung sehe ich zu meinen Erstaunen eine asphaltierte Überlandstraße die nach Norden führt.
Es gibt einige Gerüchte, daß die Grenze in Abu Simbel für den öffentlichen Verkehr geöffnet werden soll. Abu Simbel liegt auf der Westseite des Nasserstausees und das könnte die Straße dorthin sein. Wen dem so ist, ist die Fähre bald Geschichte.
Wir schlagen am Nil noch ein gemeinsames Camp auf und verbringen einen netten Abend zusammen in der Wüste. Am nächsten Tag sollen sich erstmal unsere Wege trennen, da unsere Reisegeschwindigkeiten zu unterschiedlich sind.

Unser Overlander Camp

Martina und ich haben beschlossen, den Sudan so schnell wie möglich zu durchfahren.
Wir erreichen Dongola. Vor nicht allzulanger Zeit ein schwer zu erreichender Ort am Nil in der nubischen Wüste. Jetzt ein richtiger Verkehrsknotenpunkt da von allen Seiten asphaltierte Strassen gebaut wurden.
Unser Hotel ist ganz hübsch, allerdings ist die berühmte sudanesische Freundlichkeit irgendwo auf der Strecke geblieben. Wir erhalten viele mißtrauische Blicke und irgendwie haben wir das Gefühl, daß wir hier nicht länger als nötig bleiben sollten. Wir hörten die Freitagsgebete aus den Moscheen. Natürlich verstanden wir kein Wort, außer ab und an “Israel” aber der hochaggresive Ton des Muezzin kann eigentlich nicht gutes hervorbringen. Wir haben ein kurzes Gespräch mit einem Sudanesen mit amerikanischen Paß, der hier seine Familie besucht. Auch er bestätigt, daß es nun auch für ihn eher ungemütlich wird und der Islam wie auch die Politik im Sudan eine immer größere Rolle spielt.

Abendstimmung in Dongola

sudanesisches Päärchen

Von Dongola nach Khartoum sind es über 500 km. Wir fressen Kilometer. Es ist heiß und staubtrocken. Wenigstens haben wir Rückenwind aber die Fahrt zieht sich dahin. Öde Wüste, staubige Orte und häufige Checkpoints. Hier werden wir aber ausnahmslos freundlich begrüßt, auch wenn wir fast immer den Paß zeigen müssen.

Kilometerfressen Lieven

Kilometerfressen Martina

Kurz vor Khartoum, nochmal ein Checkpoint. Wir halten an, ich zücke schon die Pässe. Aber, der Polizist hält mir ein Papier vor die Nase. Nanu, da ist ja ein Bild von meinem Motorrad drauf. Bin ich doch tatsächlich geblitzt worden. 88 statt der erlaubten 60 km/h. Ich mache mich schon auf eine komplizierte Bußgelddiskussion gefasst aber der Polizist meint nur, ich sollte mit dem Motorrad nicht so schnell fahren und winkt uns durch.

Man kann es kaum glauben. Geblitzt mit modernster Technik.

Wir erreichen Khartoum. Urplötzlich finden wir uns in einem Verkehrchaos wieder. Ohnehin schon geschlaucht von den 500 Kilometern, müssen wir uns noch eine Stunde bis zu unserem Hotel durchschlagen. Völlig geschafft kommen wir dort an.

In Khartoum

Nächstes Ziel, Gedaref. Wieder über 400 Km. Wir kämpfen uns aus Khartoum raus. Heute ist es brüllheiß. Schon am morgen über 30 Grad dann steigt die Temperatur auf bis zu 44 Grad. Und das am 11. November. Und wieder fressen wir Kilometer. Die Wüste haben wir mit Khartoum hinter uns gelassen. Jetzt sind wir in der Sahel-Zone. Es gibt wieder Bäume, Sträucher und vereinzelt Plantagen aber trocken ist es immer noch. Die Hitze schafft uns aber. Die Sonne und die trockene Luft sorgen für einen heftigen Sonnenbrand auf den Lippen. Das hatte ich so noch nie.

Trinken, Trinken, Trinken

Dann endlich Gedaref. Es ist spät und wir wollen eigentlich nur noch einen ruhigen Platz zum schlafen.
Die letzte Sudan-Etappe steht an. Noch 170 Km nach Gallabat. Dem Grenzort an der äthiopischen Grenze. Unser eigentliches Tagesziel, Gonder, liegt schon in Äthiopien.
Nach gut 2 Stunden stehen wir an der Grenze. Geschafft. Nur noch wenige Meter und wir haben die islamischen Länder hinter uns gelassen und wir sind wirklich in Afrika.

Begegnungen auf dem Weg zur Grenze

Bald ist es geschafft und wir können die sudanesische Hitze hinter uns lassen

8 Responses to Sudan

  1. Thomas

    Hi Lieven!

    Tolle Bilder … Dein Blog liest sich wie ein Buch :-)

    Viele Grüße

    Thomas

  2. Sanne

    Die Berichte sind echt klasse und ich bin immer gespannt auf den Nächsten. Allerdings hätte ich auch gern mal eine solche Reaktion eines Polizisten auf Grund eines Blitzerfotos! Also..hört was der Mann sagt und fahrt nicht zu schnell!

    Lieben Gruß
    Susanne J.

  3. Markus

    Geile Bilder, super gut zu lesen, das ist echt wie ein Buch. Mir gefällt das Bild mit der Herde am besten: “Drei Kamele und zwei Kühe” muss es heißen, und nicht “Begegnung auf dem Weg zur Grenze”, das war sicher ein Schreibfehler – ride on, Markus

  4. Bernd Tesch

    Liebe Martina mit Lieven “on route”, von Bernd (Tesch) just back in Germany von einer Tour in die Baltischen Staaten

    nun habt Ihr ja Eure wage Andeutung, Afrika via Cairo-Capetown zu durchqueren, angefangen: Gratulation ! Danke für die Indivudalberichte. Warum Ihr nun die Wüsten des Sudan im Eiltempo durchquert, habt Ihr leider nicht begründet: Wüstenabende mit Tee und Feuer unter freiem Sternenhimmel sind absolute Höhepunkte, nicht nur 1988, auch 2012 ! Nehmt die Hektik raus und geniesst den Tag ruhiger: Die vorherige Sekunde wird níe wieder kommen.
    Für Leser, die sich für die historische Eroberung von Transafrika mit Motorrädern 1903-2012 interessieren hier ein Link: http://www.berndtesch.de/English/Continents/Africa/Africa10Bill-1950.html .
    Viel Sand und spitze Dornen noch unterm Reifen wünscht Euch
    Bernd mit Gruss auch an alle traveller unterwegs.

  5. Verena

    Mensch, Lieven, Du bist echt ein Schreibtalent !!! Das ist suuuper spannend zu Lesen und immer was zum Lachen mit rein gebastelt. Toll!
    Letztes WE war ja dann doch noch Stampfer-Party in kleiner Runde. Dafür ist das Lagerfeuer größer ausgefallen – wir haben alles gegeben, Euer Nichtdabeisein zu kompensieren.
    Also Ihr Beiden, macht weiter so, wir sind gespannt, wie es bei Euch weitergeht, liebe Grüße von UNS ALLEN

  6. Maren

    Hallo ihr Beiden!
    Es macht super viel Spaß in eurem Blog zu lesen! Harte Konkurrenz für Stieg Larsson und Co :-) Bin schon gespannt wie’ s weiter geht. Zumindest den Schnee habt ihr ja nun eindeutig hinter euch gebracht!
    Alles Liebe Maren + Markus

  7. Franz

    Hallo Martina, hallo Lieven,

    in der Tat: Das Lesen macht wirklich großen Spaß. Die Bilder, wie immer klasse.
    Ich wünsche euch weiterhin eine gute und spannende Reise durch Afrika.

    Passt gut auf euch auf.
    Grüße von FranzK

  8. Dani

    Hi ihr 2,

    Ich kann mich dem nur anschließen. Es ist ganz toll eure Reise zu verfolgen.
    Super spannend mit ganz tollen Bildern und Lieven als Autor.
    Bin gespannt was noch kommt …

    Alles liebe,
    Dani & Uli