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Äthiopien – Simien Mountains

TeaserSimien
Posted by on 26. November 2012

[vorheriger Artikel]

Wir überlegen, ob wir einmal komplett das höchste Gebirge von Äthiopien, die “Simien Mountains” über Aksum umfahren wollen, beschließen aber, diesen langen Weg nicht zu machen. Als Alternative wollen wir aber in das “Herz” dieses Gebirges fahren, den “Simien Mountains National Park”.
Vom Lake Tana fahren wir zuerst zurück nach Gonder, um uns mit Proviant einzudecken. Im Park müssen wir uns selbst versorgen. In Gonder treffen wir auf Birgit und Hannes. Beide auch mit dem Motorrad von Kapstadt Richtung Norden unterwegs. Wir beschließen spontan, die Tour gemeinsam zu machen.

Zuerst müssen wir nach Debark, 100 km nördlich von Gonder, wo sich das Park Entrance Office befindet. Die Straße nach Debark ist inzwischen auch allerbest asphaltiert und führt schon jetzt durch schöne Gebirgslandschaft. Wir halten für einen Tee an. 4 Motorräder sorgen natürlich für mächtig aufsehen. Sofort versammeln sich viele neugierige Dorfbewohner um die Motorräder. Wir lassen diese keine Sekunde aus den Augen und setzen uns zum Tee, keine 3 Meter von den Motorrädern entfernt. Nach einigen Minuten, geht Martina zum Motorrad um Zigaretten zu holen. Sie bemerkt sofort; Ihr Handy ist weg. Aus der Seitentasche des Tankrucksacks geklaut. Hannes stürzt zum Motorrad. Seine Jacke fehlt. Und Birgits Handy ist ebenfalls weg. Und bei mir haben Sie ein T-Shirt, was ich unter den Spanngurten hatte, geklaut.
Mann o mann, die müssen Hände auf dem Rücken haben. Wir wurden quasi sehenden Auges beklaut.

Immer noch stehen die ganzen Menschen um uns rum und begaffen uns. Birgit meint resolut, daß Sie gerne Ihr Handy wiederhätte. Und tatsächlich. Eine Hand streckt sich samt Handy vor. Hannes reklamiert seine Jacke. Irgendeiner sagt: “It will come, just wait”. So nach 20 Minuten kommt tatsächlich die Jacke wieder. Nur Martinas Handy will nicht so richtig. Da denke ich mir; Ruf doch mal an. Wir rufen also an. Zuerst die Mailbox und dann geht doch tatsächlich einer ran. Wir geben das Handy an einen, der amharisch spricht und übersetzt. Der mutmaßliche Dieb möchte das Handy irgendwie nicht zurückgeben. Dabei ist das ein Nokia-Hundeknochen aus den Neunzigern. Ok, wir erhöhen den Einsatz. Es gibt 10 Dollar, wenn wir das Handy zurückbekommen. Ein neuer Anruf. Es wird verhandelt. Offensichtlich kommt jetzt Bewegung rein. Einer der “Vermittler” meint, er müsste jetzt mal kurz verschwinden. Nach weiteren gut 30 Minuten taucht er mit einem weiteren Burschen auf. Samt Handy. Der besteht auf die 10 Dollar. Ok, blödes Geschäftsmodell, aber was solls. Hauptsache das Handy ist wieder da.

Warten auf das Handy

Die gute Laune ist wiederhergestellt und wir fahren wieder los. Nach einigen Kilometern bemerke ich, daß Martina nicht nachkommt. Ich drehe um. Martina steht laut fluchend am Strassenrand. Irgend so ein kleiner Mistkerl hat Sie an der Schulter voll mit dem Stein getroffen. Er muß noch in der Nähe sein, da sie ihn nicht hat weglaufen sehen. Ich gehe von der Straße runter und tatsächlich, da hockt er unter einer Unterführung. Als er mich sieht, rennt er zur anderen Seite raus. Ich hechte noch hinterher aber da ist er auch schon weg. Wenn ich den erwischt hätte, hätte ich ihm die Ohren so langgezogen, daß er als Mr. Spock in Raumschiff Enterprise hätte mitspielen können. Wir schauen uns die Schulter an. Ziemlich großer blauer Fleck. Zum Glück war Martina warm angezogen, sonst wäre es blutig geworden.

Wir kommen in Debark am Park Office an. Jede Gruppe die in den Park will, muß einen bewaffneten Scout mitnehmen. Wir buchen also den Park für 3 Tage und “Lukos”, den Scout gleich mit. Er kostet schlappe 4 Dollar pro Tag, wir müssen ihn aber mitversorgen. Hannes räumt eine Gepäckrolle weg und Lukos, samt Gewehr ist jetzt sein Sozius.

Unser Scout Lukos

Das Diebstahlabenteuer hat uns einige Stunden gekostet und wir sind schon spät dran. Wir wollen noch nach Sankaber, dem ersten Camp im Park auf 3200 Metern Höhe.
Dorthin sind es 36 Pistenkilometer.

Die Sonne steht schon tief und taucht die Berge in wunderschönes gelbliches Licht.

Schon nach wenigen Kilometern kommen wir ins Staunen. Die Simien Mountains sind kein Gebirge im alpinen Sinne. Es ist eher ein Hochplateau, das von tiefen Schluchten durchzogen wird. Und urplötzlich, eben fahren wir noch durch eher ebenes Gelände, öffnen sich das Plateau und wir stehen vor einer Abbruchkante und können kilometerweit in die steil abfallenden Schluchten sowie in das Tiefland blicken.

Gucke und staune

Simien Mountains as is bests

Simien Mountains

Wo das Land nicht zu steil ist, finden sich kleine Äcker die von kleinen Dörfern und Weilern bewirtschaftet werden.
Als ob dieses fantastische Szenario nicht genug wäre, springen direkt vor uns Baboons (Paviane) über die Piste. Wir glauben, wir sind im Film.

Baboons

Baboon

Im Camp schlagen wir unsere Zelte auf. Es sind noch einige andere Touristen im Camp, die meisten kommen mit einer organisierten Tour und geliehener Campingausrüstung.
Ich mache uns noch die schlechteste Spaghetti seit Erfindung der Pasta aber ohne meine Maggi-Bolognese-Fertigsaucenpackung mache ich da einfach keinen Stich aber mangels Alternativen löffeln wir Sie rein. Es wird schnell kalt und wir verkriechen uns früh in die Zelte.
Nächste Ziel ist Cheneck. Das sind nochmal 20 Pistenkilometer und das letzte Camp, das wir anfahren dürfen. Auch auf dieser Strecke sind die Ausblicke grandios und wir halten gefühlt alle 200 Meter an um Fotos zu machen. Die Piste selber ist relativ moderat mit einigen ausgewaschenen Steilstücken. Perfekt für Endurofahrer. Die meisten Touristen laufen die Piste in mehreren Tagen bis Cheneck entlang um dann mit dem Jeep zurückzufahren. Beneiden tun wir die Wanderer nicht wirklich, es ist einfach optimal für unsere Motorräder.

Auf dem Weg nach Cheneck (Camp 2)

 

Piste nach Cheneck

Auch im Park, sobald wir anhalten, kommen sofort die kleinen Souvenierverkaeufer um ihre handwerksarbeiten zu verkaufen.

 

Piste nach Camp 2

Cheneck liegt jetzt auf 3600 Metern und ist das hübschere Camp. Umringt von den höchsten Bergen der Simiens und von tiefen Schluchten, sind wir einfach überwältigt von der Szenerie.

Unser Camp in Cheneck

Wer beobachtet wen?

Wir sind früh genug da, um uns in Ruhe einzurichten. Lukos, unser Scout ist nicht wirklich gut augerüstet. Er schlief die letzte Nacht zusammengerollt in seiner Decke neben dem Zelt. Wir dachten, er würde in einer der Küchenhütten, die es in den Camps gibt, übernachten aber er nimmt seinen Job als Bewacher sehr ernst und bleibt in unserer Nähe.
Diesmal soll er besser schlafen. Wir bauen unseren Tarp als Schutz für ihn auf. Das nimmt er dankbar an.
Wir erkunden die nähere Umgebung zu Fuß. Wir können tief in die Täler hinabsehen, Geier belagern unser Camp und schaffen es tatsächlich 2 Eier zu klauen. Paviane streunen umher.

Irgendjemand bringt uns Bier, Cola und Feuerholz vorbei, daß wir gegen kleines Geld kaufen können. Der Abend ist gerettet. Diesmal gelingt auch das Abendessen besser. Es gibt Reis mit Thunfisch und Gemüse und auch Lukos isst mit Genuß. Da die Mengen zu großzügig waren, bleibt recht viel übrig. Es gibt einige Bauern in der Gegend, die gerade mit Ihren Kindern zum Brunnen am Camp ziehen. Das passt prima. Lukos ruft die Kinder herbei und wir können diese noch mit einem Abendessen versorgen.

Kleinkindfütterung

 

Campfire

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen und schlagartig wird es eisekalt. Schnell machen wir uns ein Lagerfeuer. Nach 2 Stunden ist alles Holz verbrannt und die Kälte zwingt uns wieder in die Schlafsäcke.
Am morgen bleiben wir alle noch so lange in den Schlafsäcken bis die ersten Sonnenstrahlen unser Zelt wärmen.

Lukos, zum Glück nicht erfroren

 

Warten auf Wärme

Es ist der letzte Tag in den Simien-Mountains. Die 56 km zurück zur Hauptstraße in Debark gehen wir gemütlich an. Hier sind wir alle froh, diesen Bergausflug gemacht zu haben.
Unsere Wege trennen sich nun wieder. Während Birgit und Hannes weiter in den Sudan wollen, peilen wir schon unser nächstes Ziel an; die monolithischen Kirchen von Lalibela, das Jerusalem von Äthiopien.

Hotel in Debark

 

5 Responses to Äthiopien – Simien Mountains

  1. betkin

    Spannend!
    wir hatten ein paar schöne Tage in Antwerpen, Gent, Drongen und Köln!
    Am Sonntagabend rechtzeitig auf feinstem Asphalt wieder nach Hattersheim
    mit ein paar belgischen Bieren im Gepäck.
    Ma geht`s gut. Freut sich über jedes Fitzelchen Nachricht von euch. Es hält sie gesund von euch zu hören.
    Freu`mich auf den nächsten Bericht,
    Grüße, Betkin

  2. norbert schäfer

    hallo ihr beiden,
    es ist schön euch so wohlbehalten zu sehen.
    wir freuen uns über jeden neuen bericht ,den wir aufmerksam lesen.
    in gedanken sind wir sehr oft bei euch.
    an der heimatfront gibts nichts neues .
    bleibt gesund,
    lotte und norbert

  3. Ralph Jeroen

    Cool, dass ihr endlich wieder auf Tour seit. Hatte seit Tinka’s Tour nichts mehr gelesen.
    Ich wünsche euch eine weitere sichere Reise und viele neue Erlebnisse in Afrika. Macht weiter so.

    Lieven, das Ganze ist echt gut geschrieben, man kann richtig mitfühlen.

    Hoffe bald weiter lesen zu können. Gibt es dafür ne Mailinglist … I Subscribe …

    Liebe Grüße
    Ralph

  4. Sanne

    Hallo Lieven,

    Und wieder liest es sich sehr spannend.
    Das beste Bild ist die “Kleinkindfütterung”. Das ist irgendwie rührend.

    Lieben Gruß
    Susanne J.

  5. De Vlieger Jacques

    Dag Lieven en Martina
    Wij zien dat alles goed gaat met jullie.De reis verloopt goed hoor ik van Cris.Eerst en vooral een gelukkig nieuwjaar en een behouden reis.Mooie fotos zie ik op de web als ook bij Cris heb ik een mooie fotoreportage gezien.Ik kan het nu ook bijhouden via de websate,gekregen van cris.
    doe zovoort en hou jullie haaks

    Groetjes Linda en Jacques