Was die Pyramiden für Ägypten, oder der Taj Mahal für Indien, das ist Lalibela für Äthiopien. Schon immer hatte mich das Bild der Bet Giorgies, dieser in den Fels gehauenen Kirche in Kreuzform, die man zuerst von oben sieht, fasziniert.
Wir fahren durch das zentrale Hochland. Die Straße ist wieder einmal sehr gut ausgebaut und mein GPS misst oft Höhen über 3000 Meter. Die Sonne scheint und die Temperaturen bewegen sich meist um die 25 Grad. Die Landschaft ist nach wie vor wunderschön, muß sich aber jetzt mit dem Simien-Mountains Nationalpark messen lassen.
Ab Bahir Dar, wo wir heute morgen gestartet sind, haben wir inzwischen 270 km zurückgelegt. Jetzt kommt der Abzweig nach Lalibela. Von hier aus sind es noch 60 Pistenkilometer.
Wir sind froh, wieder mal den Asphalt hinter uns zu lassen. Auf der Piste zählen wir nicht die Kilometer, sind dafür voll konzentriert auf das Motorrad und den Weg. Immer schön auf die Spur achten, die richtige Geschwindigkeit finden, die Maschine laufen lassen und mit viel Gefühl durch die Kurven. Größter Nachteil; Der Nachfolgende schluckt viel Staub.
Im Abendlicht erreichen wir Lalibela und wir organsieren für den nächsten Tag einen Guide, der uns durch die Kirchenanlagen führen soll.
Früh am morgen gehen wir mit unserem Guide los. Die Kirchen von Lalibela bestehen nicht nur aus Bet Giorgies sondern es gibt 3 Cluster mit mehreren Kirchen. Die erste Kirche die wir sehen ist Bet Methame Alem. Ich stehe recht ergriffen vor dem Bau. Wohl wissend, daß man die Kirchen von Lalibela aus einem Stück aus dem Gestein geschlagen hat. Man hat also mit dem Dach angefangen und sich dann nach unten durchgearbeitet. Diese Kirche ist erstaunlich groß. Als wir hineingehen, sehen wir, daß es nicht nur ein herausgeschlagener Block ist, sondern die Kirche hat auch noch 1 Hauptschiff und 2 Seitenschiffe samt Apsis. Die Decke ist mit Rundbögen und Pfeilern abgefangen. Und das alles ist aus einem Felsstück. Was für eine Leistung.
Es sind so gut wie keine anderen Touristen da. Wir sehen nur Betende und den Priester für die Kirche. Wir lassen uns durch die einzelnen Kirchen führen. Ein wenig Indiana Jones-Athmosphäre kommt auf, als wir durch lange dunkele Tunnel hindurchmüssen und uns unser Guide eine große Truhe zeigt, in der die Werkzeuge liegen sollen, mit der die Kirchen gebaut worden. Es gibt einen Geheimverschluß, der aber nicht geknackt wurde. Kurz denke ich, daß ist doch die Bundeslade, in der die 10 Gebote aufbewahrt wurde, aber die steht ja in Axum im Norden von Äthiopien. Insgesamt ist die Athmosphäre sehr mystisch und durchdrungen von sehr altem und ursprünglichen christlichen Glauben.
Nach wie vor hält uns die Landschaft in Ihren Bann. Wir sind ziemlich sicher, daß wir das in Afrika so nicht mehr finden werden. Um das auszukosten, haben wir uns entschlossen, nicht direkt Richtung nach Süden, und damit Richtung Addis Abeba zu fahren, sondern eine kleine Nordschleife durch den östlichen Teil der Simien Mountains zu fahren. Das sind dann 180 Kilometer Piste extra.
Wir verlassen Lalibela. Die Piste zeigt sich von Ihrer angenehmen Seite. Gut befahrbar, ohne allzuviel Gerüttel. Sie windet sich durch die Berglandschaft, quert immer wieder Täler um sich dann wieder zum nächsten Paß hinaufzuschwingen.
Die Landschaft erinnert an den Wilden Westen der USA. Auch wenn es auf den ersten Blick einsam aussieht, sobald man anhält und sich ein wenig umschaut, sieht man immer irgendwo einige Viehherden, samt Ihrer Bewacher oder Felder, die gerade bewirtschaftet werden. Die Dörfer erscheinen sehr einfach. Ansammlungen von Rundhütten aus Holz-Lehm-Dung mit Strohdächern. Als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Es gibt hier nichts, was auf die üblichen modernen Errungenschaften der westlichen Zivilisation hindeuten würde.
Nur in den größeren Dörferen finden sich, meist durch ausländische Organisationen finanzierte, Zeichen der modernen Welt. Krankenstationen, Bewässerungsprojekte oder Getreidespeicher.
Sicherlich nicht “traditionell” ist die Kleidung der Leute. Die besteht meist nur aus Baumwollhose und T-Shirt und hat oft Lumpencharacter. Wenn wir anhalten, betteln uns die Kinder, neben den obligatorischen “Pen Pen” und “Money Money”, um Kleidung an. Wenn ich mir dann die zerrissenen Fetzen ansehe, die sie anhaben, kann ich das gut nachvollziehen. Aber, da können wir leider nicht mit dienen. Dafür habe ich mir einem Vorrat an Bonbons zugelegt, die ich verteile, wenn die Ansammlung nicht zu groß ist. Das ist dann jedesmal ein Volltreffer. Die Kinder sind dann meist so baff, daß sie die weitere Bettelei vergessen. Manche essen Sie sofort aber meist heben sie Ihren “Schatz” für später auf.
Nach ca. 100 km, wird die Piste steiniger. Es rüttelt nun heftig und die Motorräder fangen an zu leiden. Ich bemerke es an meinem Blinker, der sich plötzlich nach hinten dreht. Die große Klemmschraube an der Gabel hat sich gelöst. An der Lampenhalterung haben sich jetzt auch 2 Schrauben verabschiedet. Ich ziehe alles nach, soweit es geht. Bei Martina hat sich auch eine Schraube zur Kofferfixierung verabschiedet. Alles nichts tragisches aber schon heftig wie so ein paar Kilometer Rüttelpiste am Material arbeitet.
Zum Glück wird die Piste bald wieder besser und die letzten Kilometer bis Korema, wo wir wieder auf eine Asphaltstraße stoßen, bringen wir locker hinter uns.
Jetzt soll es erst mal genug sein mit der Piste. Unser Plan ist nun, zügig nach Addis Abeba zu fahren und danach den Süden Athiopiens zu erkunden.
Hallo Lieven,
Wunderschöner Bericht und tolle Fotos! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht weil die Lücke zum letzten Beitrag schon etwas lang war – also bitte immer schön regelmäßig berichten. Weiterhin viel Freude und eine unfallfreie Reise.
Viele Grüße
Martin
Hi Martin,
ja, wir hatten uns auch schon Sorgen gemacht …
Darüber aber mehr in den nächsten Berichten.
Viele Grüße, jetzt aus Nairobi
Lieven
Hi Lieven und Martina,
Sehr schön von euch zu hören und über eurer Reise zu lesen. Dazu Super Fotos!
Da kriege ich wieder lust auf reisen.. Habe mir sofort einen Flug für einen Monat nach Indien gebucht
Wünsche euch Frohe Weihnachten und fahrt vorsichtig weiter und viel Spaß da draußen! Gruß aus Frankfurt.
Riz
Hi Lieven,
sehr schöner Bericht mit beeindruckenden Bildern! Wir hatten uns wirklich schon Sorgen gemacht, wie Martin geschrieben hat.
Interessanterweise lief gerade gestern ein Bericht im TV, in dem auch von den Kirchen berichtet wurde, die direkt in den Fels gehauen wurden.
Euch beiden eine schöne weitere Reise!
Viele Grüße
Thomas