Für Ostafrika-Überlandfahrer ist die Route bis Nairobi logisch. Es gibt die bekannten Nadelöhre. Da ist die Fähre über den Nasser-Stausee. Man muß über Gallabat nach Äthiopien einreisen und über Moyale oder Omorate wieder raus. Danach treffen sich (fast) alle in Nairobi. Ab hier hat man nun die freie Wahl, wie man Afrika weiter bereisen möchte. Manche fahren an die Ostküste von Kenia mit seinen Palmenstränden. Oder direkt nach Tansania über den Amboseli-Nationalpark. Oder aber nach Westen, nach Uganda, um den Viktoriasee zu umrunden. Das ist auch unsere Absicht.
Der Masai-Mara Nationalpark liegt mehr oder weniger auf der Strecke und ist eins der Ziele, daß wir uns fest vorgenommen haben. Hier waren wir schon einmal vor 5 Jahren und der Park hat uns begeistert.
Die Motorräder, die Ausrüstung und wir sind wieder fit um die nächsten Etappen in Angriff zu nehmen.
Wir verlassen Jungle Junction. Unser heutiges Ziel ist die Aruba Lodge, am Talek Gate der Masai Mara. Das Wetter ist gut, wenn auch etwas durchwachsen. Die letzten Tage hatten wir in Nairobi relativ oft Regen.
Seit Kenia haben wir Linksverkehr und das macht das Fahren nicht unbedingt einfacher. Vor allem an Kreuzungen und Kreiseln müssen wir höllisch aufpassen. Zum Glück nimmt der Verkehr mit der Entfernung von Nairobi stetig ab, allerdings wird der Himmel immer dunkler.
Nach 130 km, kurz vor Narok erwischt es uns dann volles Rohr. Ein heftiger Regen mit Gewitter zieht auf. Wir schaffen es gerade so in die Regenklamotten, aber in Narok müssen wir in ein Restaurant einkehren, um den Regen auszusitzen. Nach 2 Stunden lässt der Regen nach, der Himmel bleibt aber grau. Nach Talek sind es jetzt noch 120 km. Man sagt uns, daß wäre in 2 Stunden zu schaffen. Allerdings sind die letzten 80 km Piste.
Ok, dann los. Nach 40 km kommt dann die Piste. Ist nicht wirklich schlecht, hat aber ziemliches Wellblech und um da ruhig drüberzukommen, müssten wir mind. 60 km/h fahren. Das ist uns aber zu schnell, da es auch immer wieder versandete Stellen gibt. Also kosten wir das Wellblechgerüttel voll aus. Die ganze Zeit sah es so aus, als ob wir dem Regen ausweichen könnten, aber nach 50 km Piste fängt es wieder an und damit unsere Probleme. Ausgerechnet an den Stellen, wo die Piste ausgebessert wurde, ist es am schlimmsten. Man hat beste dunkle Erde aufgeworfen und planiert aber im Regen wird diese zu einer fast unfahrbaren schmierigen Piste. Dazu kommt, daß sich die Fahrspur auch noch konkav wölbt. Das heißt, wir müssen genau mittig fahren, sonst rutschen die Räder links oder rechts weg. Bei den Autos klappt die Fahrerei ganz gut, aber sobald Gegenverkehr kommt, ruscht einer unweigerlich von der Fahrspur und gräbt sich ein.
Wir sind jetzt am Sekanani-Gate. Von hier zweigt die Piste die 20 km zum Talek Gate ab. Die Pfützen auf der Piste verheißen nichts gutes. Ein Masai auf dem Moped meint, daß wir das bei dem Regen nicht schaffen würden. Zu schlammig. Außerdem müssten wir einen Fluß überqueren, der bei Regen auch stark anschwillt. Zufällig betreibt er aber mit seinen Stammesbrüdern ein Buschcamp hier am Gate. Sein Geschäftsinn sei gelobt aber wir glauben er hat Recht. Heute wird das wohl nichts mehr mit dem Aruba-Camp.
Wir folgen ihm zum Bushcamp. Das liegt am Berg mit wunderbarer Aussicht über die Savanne. Wir beziehen eines der aufgestellten Safari-Zelte, weil wir bei dem Regen keine Lust haben, unsere eigenes Zelt aufzustellen.
Am Abend kommen noch weitere Gäste aus Nairobi und die Masai führen ihren Begrüßungstanz vor. Ist zwar Touri-like, aber trotzdem ganz nett.
Es regnet die ganze Nacht durch. Erst am Morgen hört es auf. Jetzt ist der Fluß wirklich unpassierbar. Die Masai bieten uns an, ein Fahrzeug zu organisieren, was uns ins Aruba-Camp bringen kann. Das kann auch durch den Fluß fahren. Der Preis ist halbwegs in Ordnung und wir beschließen, die Motorräder hier zu lassen und nur mit dem Gepäck ins Aruba-Camp zu fahren. Vor allem, wenn es weiter regnet, kommen wir evtl. nicht mehr zurück.
So finden wir uns wieder einmal in einem Allradfahrzeug wieder, das uns durch den Dreck bringen muß.
Die Piste ist ziemlich aufgeweicht aber der Toyota-Landcruiser wühlt sich locker durch. Der Fluß hat zwar gut Wasser und die Autofurt wäre zu tief für die Motorräder gewesen, wir hätten aber wahrscheinlich etwas flußabwärts queren können.
Kurz vor Talek kommt eine längere Schlammpassage und hier hätten wir schon ziemlich gelitten.
So kommen wir komfortabel im Aruba-Camp an. Das wird von einer Deutschen (Heidi) geführt. Die großzügigen Safari-Zelte sind uns zu teuer, aber wir können auf dem schönen Gelände unser Zelt für kleines Geld aufstellen. Es sind auch andere Gäste da, die zelten und so ist für Unterhaltung gesorgt.
Das Aruba Camp liegt direkt am Talek-River, der die Grenze zur Masai-Mara bildet. Jetzt müssen wir nur noch die “Game-Drives” (also Tierpirschfahrten) in den Park organisieren. Das ist mit der richtigen Menge an Dollars natürlich überhaupt kein Problem.
Es ist der 24. Dezember. Martinas Geburtstag und zufällig auch Weihnachten. Es regnet ziemlich viel und wir verschieben den Gamedrive auf den nächsten Tag. Für den Abend ist ein Weihnachtsbuffet angekündigt. So hängen wir noch im Zelt rum, während es draußen immer dunkler wird. Nicht nur, weil die Sonne verschwindet, sondern weil sich wieder mal ein waschechtes Tropengewitter ankündigt. Es fängt heftig an zu regnen. Dann kommen die ersten Donnerschläge. Uns sie kommen näher. Ich zähle den Abstand. 10 Sekunden, 5 Sekunden, 2 Sekunden bis es fast zeitgleich blitzt und donnert. Wirklich klasse im Zelt. Ich denke darüber nach, ob so ein Zelt einen Blitz abhält oder nicht. Da draußen geht die Welt gerade unter und jetzt die 200 Meter zum Restaurant zu rennen scheint uns auch nicht sinnvoll. Also sitzen wir das aus. Nach ca. 20 Minuten beruhigt sich das Wetter soweit wieder, daß wir endlich aus dem Zelt rauskommen.
Leicht aufgewühlt und verspätet kommen wir noch ans Buffet. Der Abend wird dann noch ganz nett. Es ist schwülwarm, das Essen gut, wir schnakeln noch mit den anderen Gästen und trinken auf Martinas Geburtstag.
Es ist nachmittag und wir sitzen mit noch einem französischen Päärchen im Landcruiser. Auf gehts zum Game-Drive. Die beiden können es noch gar nicht fassen, daß Sie vor kaum 24 Stunden noch im kalten Paris waren und sich jetzt mitten in Afrika wieder finden. Was sollen wir sagen, wir haben wirklich länger als die beiden gebraucht.
Am Gate drücken wir die 80 Dollar pro Person Eintritt ab und es geht los. Diese “Gamedrive-Fahrzeuge” sind alle so prepariert, daß das Dach hochzuklappen ist, so daß man bequem aufstehen kann um die Tiere zu beobachten und zu fotografieren.
Die Masai-Mara ist schon ein schöner Park. Langgezogene Hügel, in der Ferne Gebirgszüge und natürlich jede Menge Tiere. Wir sehen Warzenschweine, Antilopen, Zebras, Elefanten, Sträuße, Nilpferde, Büffel, ein unfotogenes Rudel Löwen unterm Buschwerk, die sich nicht aufraffen konnten mal in die Kamera zu lächeln und scheue Hyänen.
Da die 80 Dollar Eintritt für 24 Stunden gültig sind, planen wir für den nächsten morgen wieder einen Gamedrive der uns aber zurück in unsere Masai-Bushcamp bringen soll. Wenn man durch den Park fährt, kann man die Brücke über den Fluß nutzen und muß ihn nicht durchfahren. So haben wir 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Gamedrive und Rücktransport.
Wir sind wieder am Bushcamp. Die Masai haben gegen eine kleine Kosennote gut auf die Motorräder aufgepasst. Die Piste ist zwar noch feucht aber im Moment scheint die Sonne. Jetzt wollen wir uns Richtung Uganda aufmachen und heute nach Kericho fahren. Die ersten Kilometer haben wir es noch etwas mühsam mit dem Schlamm auf der Piste aber dann läuft es wieder ganz rund. Von rechts kommt schon wieder eine Regenfront bedenklich nahe aber just in dem Moment als die ersten Tropfen fallen biegt die Straße scharf nach links ab und wir lassen das dunkle Wolkenband hinter uns. Nach Kericho sind es 250 km. Die Straße ist gut ausgebaut und wir kommen gut vorwärts. Leider erwischt uns der Regen kurz vor Ankunft und wir kommen wieder mal triefnaß an.
Kericho entpuppt sich als äußerst sympathisches Städchen. Das Hotel ist nett, hat ein klasse Restaurant voll mit Einheimischen und auch auf der Straße haben wir amüsante Gespräche.
Nochmal 200 Km bis zur ugandischen Grenze. Wir überqueren wieder den Äquator und sind zurück auf der Nordhalbkugel. Und heute kein Regen. Immerhin. Dafür knallt die Sonne mächtig runter. In Busia erreichen wir die Grenze. Wir hatten kurz überlegt, ob wir erst am nächsten Tag über die Grenze fahren sollten, denn die Stadt sieht nicht sehr ansprechend aus. Also bringen wir das Prozedere hinter uns. Der unvermeintliche Grenzschlepper rennt mit unseren Carnets von Customhäuschen zu Customhäuschen während wir die Immigrations abklappern. Nach 90 Minuten, 100 Dollar für die Visas, 80 Dollar Roadtax und 40 Dollar für unseren Gehilfen ist auch das erledigt und wir sind gespannt, was uns in Uganda alles erwartet.
Bitte, bitte, schnell weiterschreiben!
Mit dem Wissen, daß ihr in Sansibar “Chilaxed”, lassen sich eure Abenteuer gut lesen…
Es grüßt aus weiter&weißer Ferne
Betkin