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Fähre in den Sudan

Posted by on 11. November 2012

[vorheriger Artikel]

Wir kommen Donnerstagsabends in Aswan an, die Fähre soll am Montag gehen. Zeitlich haben wir es also ganz gut erwischt. Am Samstag versuchen wir ein Ticket in Aswan zu bekommen. Man schickt uns zuerst zum Hafen, am Damm, ca. 20 Km südlich. Am Hafentor lässt uns die Polizei nicht weiter, ruft aber “Kamal” an. Ein sogenannter “Fixer”. Will heißen, einer der den ganzen Papierkram bei der Ausreise erledigt. Kamal kommt, langsam sprechend, mit großen Pupillen auf uns zu. Er hat schon Kontakt mit den anderen Overlandern. Er hätte ein Cargoschiff für die Motorräder und die anderen Trucks. Er ist zwar reichlich stoned, weiß aber offensichtlich wovon er spricht.
Am Abend taucht er in Adams Home auf und bespricht mit den anderen das Prozedere. Wir haben eine komplette Barkasse für unsere Fahrzeuge und sie legt gleichzeitig mit der Fähre ab. Wir sollen am Montag um halbzehn am Hafen sein und dann soll alles seinen Gang gehen.

Am besagten Montag finden wir uns alle am Hafen ein. Es steht sogar noch ein weiterer Truck da. Harry und sein Sohn Bart aus Holland. Die hatten schon im Hintergrund die Fäden gezogen und besagte Barkassse organisiert. Das Boot kostet 20000 Egyptian Pound, was ca. 3300 US-Dollar sind. Unser Anteil liegt bei schlappen 40 Dollar pro Motorrad. Das ist fast unverschämt wenig aber ich dachte mir, mußt ja nicht immer protestieren. Den Rest teilen sich die Trucks und der Landcruiser auf.
Wir verbringen wieder einige Stunden auf dem Hafengelände um den Zoll und unsere Papiere abzuwickeln. Am späten Nachmittag können wir endlich die Fahrzeuge auf die Barkasse bringen, alles festzurren und auf die danebenliegende Fähre steigen.

Abschrauben der ägyptischen Nummernschilder

 

Unser Fährschiff nach Wadi Halfa

 

Versammelte Overlander und stundenlanges warten, bis de Fahrzeuge auf die Barkasse können

 

Unsere Barkasse. Diese geht als Extraschiff nur mit den Fahrzeugen in den Sudan.

 

Mit den Spanngurten, die normalerweise für die Koffer sind, konnte ich die Motorräder recht gut sichern.

Jetzt kann die Fahrt beginnen. Da die Motorräder so günstig waren, haben wir uns eine 1. Klasse Kabine gegönnt. So weit so gut.
Diese Fähre haben wir schon einmal 88 genommen und man kann sagen, hier hat sich wirklich nichts verändert. Schon das betreten des Dampfers löst augenblicklich Fluchtinstinkte aus. Im Inneren schlägt einen der Geruch aus Öl, schwülen Körperdämpfen und anderen nicht definierbaren Gerüchen entgegen. Auf dem Boden liegen Speisereste und anderes Glitschiges. Wir suchen unsere Kabine auf. Ok, Aussenkabine mit Fenster und Etagenbetten, AC geht nicht, abschließen geht auch nicht. Auch hier ein durchdringender Geruch. Kommt ganz klar von der Bettwäsche. Gegenüber der Kabine ist das Männerklo. Immerhin, wenigstens offensichlich funktionierende Stehklos und noch einigermassen brauchbar. Aber, wahrscheinlich, wenn ich dahin muß, sieht das schon ganz anders aus.
Es gibt eine Art Restaurant und wir haben sogar einen Essengutschein. Zusammen mit den anderen ordern wir unser Dinner. Das Essen sieht ganz gut aus, aber, Bakterien kann man nicht sehen, denke ich mir und wage mich nur an das Hähnchen. Eine Magenverstimmung hier auf dem Schiff will ich mir ersparen. Harry, scheint allerdings mächtig Hunger zu haben und macht den Teller leer.
Wir gehen in die Koje. Zum Glück haben wir unsere eigenen Schlafsäcke, denn jedesmal wenn ich die Nase in Bettwäsche bekomme, meine ich alle Düfte des Orients (und nicht die Guten!) direkt zu inhalieren. Trotzdem, die Nacht war passabel. Die kleine Toilette am Morgen ist dann leider nicht zu vermeiden. Der erste Gang auf die Toilette scheitert. Es gibt neben den wabernden Dämpfen einfach keinen Sauerstoff. Ich leihe mir von Martina ein Tuch, wickele es um Nase und Mund und mache dann beherzt mein Geschäft, während ich konzentriert einen rostigen Fleck auf der Toilettenwand fixiere um den Rest auszublenden.
Wir treffen Harry wieder. Er hatte eine schlimme Nacht. Er verbrachte viel Zeit auf der Toilette.

Ein Highlight der Fahrt taucht am nächsten Morgen auf. Direkt am Nasser Stausee liegt der Tempel von Ramses II in Abu Simbel. Und immerhin, aus der Perspektive bekommt man ihn auch nicht oft zu Gesicht. Die sudanesische Grenze ist also nicht mehr weit und wir nähern uns Wadi Halfa.

Kurz bevor wir anlegen, werden auf dem Schiff noch alle Einreiseformalitäten erledigt. Am Pier erwartet uns schon Magdi. Harry, der diese Tour irgendwie halb beruflich macht, hatte Magdi schon engagiert um alles abzuwickeln, also auch die Fahrzeuge.
Wir (die Overlander) werden alle ins Cangan-Hotel gebracht. So wie es aussieht, das beste Hotel im Ort. Alles einfach gehalten, aber sauber und mit guter Küche. Hier können wir es aushalten, um auf die Fahrzeuge zu warten, die ca. 1,5 Tage später ankommen.

Am Donnerstagmorgen ist es dann soweit. Die Barkasse ist da und wir fahren im offenen Pickup zum Hafen.
Am Hafentor steigen wir um auf einen Laster mit Längsbänken auf der Ladefläche. Die letzten Meter also mit dem Laster. Keine so gute Idee, kaum hat der beschleunigt, schon tritt der Fahrer voll auf die Bremse und es schleudert uns alle nach vorne. Alle können sich irgendwie abfangen aber Martina rutscht über eine scharfe Kante und reißt sich die Hose wie auch das Bein auf. Kein richtig tiefen Schnitte, aber schmerzhaft allemal.

Wir finden die Fahrzeuge alle wohlbehalten vor und machen uns an das abladen. Ein Sudanese hatte seinen Toyota Hilux auch mitverschifft. Wir merken schon beim runterfahren, dass der nicht wirklich autofahren kann. Er versenkt das Auto fast im See. Dann fahren wir alle ein paar hundert Meter zum Zollgebäude. Kurz vor Einfahrt ins Zollgelände schneidet mich der Sudanese und drängt mich voll ab. Wollte mich gerade aufregen, da fährt er Martina stumpf hinten rein. Das Motorrad samt Martina knallen zur Seite und beide schlagen auf dem harten Sandboden auf. Zum Glück findet er jetzt die Bremse. Mein Puls ist auf 180. Erst schaue ich nach Martina und dem Motorrad während ich gleichzeitig lautstark tobe. Das ganze passierte unter den Augen des Zolls und der Polizei. Der Typ kann definitiv nicht Auto fahren. Ich rufe lautstark, daß man diesem Mann nicht erlauben sollte im Sudan Auto zu fahren. Naja, dann steht Martina und das Motorrad wieder. Offensichtlich ist nichts passiert und alles heile. Nach einigen Minuten ist mein Puls wieder im Normalzustand. Die Polizei diskutiert gerade heftig mit dem Unfallfahrer der, obwohl dunkler Sudanese, erstaunlich blass ist.
Ich gehe hin und erkläre, dass alles ok ist. “Wife and Motorcycle are fine”. Man sieht der Gruppe die Erleichterung an und Sie bedanken sich mehrmals dafür.
Trotzdem kann man sagen, dass das nicht wirklich Martinas Tag war. Willkommen im Sudan Martina!

Etwas später erfahren wir, daß besagter Sudanese 7 Jahre in Lybien gearbeitet und sich von seinem Ersparten den Toyota gekauft hat, den er jetzt voller Stolz in den Sudan bringen wollte. Er hat als Auflage bekommen, erst seinen Führerschein zu machen, bevor er den Wagen aus dem Zoll bekommt. Oh Mann, jetzt tut er mir schon ein wenig Leid, aber wahrscheinlich ist es für ihn und die Sudanesen besser so.

Die Tempel von Ramses II in Abu Simbel

Der Sudan kommt näher

6 Responses to Fähre in den Sudan

  1. betkin

    Mannohmann, hier ist es kühl und ruhig!
    Hört sich trotzdem gut an, bin gespannt wie es weiter geht.
    Martina und du seid sicher gegen Tetanus geimpft?
    Martina, heilt die Wunde vom Laster gut?
    Komischer weise hat mir der Typ, der mich krankenhausreif gefahren hat auch leid getan.
    Arme Sau ohne Führerschein & besoffen. Gut, daß ich nicht ganz so bleibende Schäden habe, sonst…

    liebe Grüße, Betkin

  2. norbert schäfer

    liebe martina lieber lieven,
    ich glaube zu hause ist es auch ganz schön ,wenn ich mir das so ansehe.
    ich muß allerdings zugeben ein bischen fernweh packt mich dan doch.
    es grüßt ganz lieb
    lotte

  3. Sandra

    Hallo Ihr Beiden! Ich bin wirklich total begeistert von Eurer Erzählweise und immer ganz gefesselt von Euren Berichten. Unsere Leben könnten momentan ja auch nicht unterschiedlicher sein, von daher genieße ich es, in Euer Abenteuer ein bisschen reinschnuppern zu dürfen. Und mit welcher Gelassenheit Ihr mit den unterschiedlichsten Situationen und Menschen, ohne skeptisch oder ängstlich zu sein, umgeht, da kann man wirklich von Euch lernen. Passt ganz gut auf Euch auf und wenn Ihr Gelegenheit findet, schreibt bitte noch ganz viel, damit alle anderen teilhaben können!
    Viele liebe Grüße, natürlich auch von Volker!
    Sandra

  4. Dani

    Ich verfolge Eure Reise und bin immer ganz gespannt, wie es weitergeht. Ihr schlagt Euch wirklich wacker. Aber was soll man von so alten Globetrottern auch anderes erwarten.
    Hoffentlich ist das Bein inzwischen wieder geheilt, liebe Martina.
    Hals- und Beinbruch für die Weiterfahrt. ( und nun sagt ja nicht danke)
    Dani

  5. Uli

    Hallo Ihr lieben,
    uns ist beim lesen schon der kalte Angstschweiss von der Stirn gelaufen. Ich hoffe euer Schutzengel weiß jetzt dass Ihr ihn braucht. Wir liegen gerade auf Teneriffa in der Sonne und verfolgen mit Spannung eure Abenteuer. Alles liebe Dani, Uli, Gummibärchen.

  6. regranulat.pl

    I do agree with all of the ideas you have introduced for your post. They’re very convincing and can definitely work. Still, the posts are too short for starters. May you please lengthen them a little from next time? Thanks for the post.