Wir erwischen die “Fünf Uhr” – “Slow-Boat” Fähre nach Nuveiba auf dem Sina. Offzielle Fahrtzeit 2 Stunden. Es werden dann eher 3 Stunden. Aber gut, sonst wäre das ja mit dem “Slow-Boat” auch nicht richtig war. Dann legen wir in Ägypten an.
Es gibt wenige Dinge, vor denen wir richtig mächtig Respekt haben. Eines davon ist der ägyptische Zoll.
Wir fahren also von der Fähre und steuern das Zollgebäude an. Da stehen schon zig Fahrzeuge rum, die nach Ägypten reinwollen. “Hamid” passt uns ab. Er trägt eine schöne weiße Uniform und auf seiner Brust prangt “Tourist Police”. Sein englisch is mäßig aber er bietet an, uns durch das Prozedere zu führen. Wir finden das auch eine ziemlich gute Idee. So kann es losgehen. Ich dackele Hamid die ganze Zeit hinterher, er hält mir oder uns immer etwas vor die Nase, was wir ausfüllen, unterschreiben oder zahlen sollen. Es dauert zwar dann insgesamt 4 Stunden, diese sind aber einigermaßen entspannt. Die Einreise nach Ägypten kostet uns gut 200 Euro (für beide Motorräder) aber wir hatten mit viel mehr gerechnet. Also, doch nicht so schlimm wie gedacht. Hamid drücken wir noch 30 Dollar in die Hand, denn schließlich muß der Mann ja auch leben.
Gegen Mitternacht landen wir dann im Nuveiba Sabana-Camp, einem kleinem Backpacker-Resort direkt am Meer mit Hängematten und Bambushütten.
In der Strandbar sitzen noch 2 Amerikaner, die in Kairo leben, und wir unterhalten uns über die Sicherheitslage im Nahen Osten. Wir beschließen, das keinerlei Gefahr besteht.
Da bekommt der eine Ami eine SMS von einer Freundin, die gerade mit dem Bus von Kairo nach Sharm El Scheik gefahren ist. Ihr Bus wäre beschossen worden. Von einem Maschinengewehr. Ok, niemand verletzt aber kuriose Geschichte, die wir vielleicht besser nicht besser gehört hätten. Mit etwas mulmigen Gefühl gehen wir schlafen.
Es ist morgen. Ich wache auf; “tatatatata”. Was ist das denn??? Hört sich an wie Gewehrschüsse. Nochmal, diesmal näher. Dann, unweit der Hütte, Schüsse aus schwerem Kaliber. Martina ist auch hellwach. Wir beide denken dasselbe – nämlich, das wir gerade in ernster Gefahr sind. Ich strecke den Kopf aus der Hütte, die ohnehin keinen Schutz bietet. Immer wieder Schüsse aber keine Schreie oder andere Geräusche. Dann entfernen sich die Schüsse. Etwas wackelig auf den Beinen gehe ich zur Restaurant-Bar. Dort findet sich erstmal ein sichtlich verstörter Brasilianer vor, der auch keine Ahnung hat, was los ist. Schließlich kommt der Verwalter und klärt uns auf. Das sind die Beduinen. Die feiern den beginn des islamischen Opferfestes und ballern dabei durch die Gegend. Meine Fresse. Das brauche ich echt nicht noch einmal.
Nach dem Schreck, braucht es eine Weile, um in den “Chill-Modus” zu gelangen. Der Ort ist allerdings genial. Es gibt gemütliche Sitzecken im Beduinen Stil, Hängematten und ein dem Strand vorgelagertes Korallenriff. So machen wir erst einmal 2 Tage Fahrpause und planschen im Meer.
Am Morgen, bevor wir weiterfahren, treffen wir noch Helmut. Ein Mann, mitte 70. Er verbringt den Winter hier auf dem Sinai im Zelt am Strand. Ab und an ist er für wenige Tage oder Wochen in einer Oase bei den Beduinen. Dort hat er ebenfalls ein Zelt deponiert. Er genießt, die Landschaft, die Ruhe und erfreut sich daran, mit wie wenig man auskommen kann. Das ganze ohne Pathos oder Lebensweisheiten. Er macht es einfach. Wir sind beeindruckt und erfreuen uns daran, wie einfach man doch seinen Ort des “Friedens” finden kann.